Barrierefreiheit im Fokus: Wie ein zentraler IT-Dienstleister 50.000 Mitarbeitende mit einer maßgeschneiderten IAM-Lösung unterstützt
Der Kunde
Der Kunde ist ein zentraler IT-Dienstleister für Behörden in Deutschland und ein unverzichtbarer Partner für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Als moderner und leistungsstarker Anbieter deckt er ein breites Spektrum an IT-Dienstleistungen ab – von der Bereitstellung und Wartung komplexer IT-Infrastrukturen bis hin zur Entwicklung maßgeschneiderter Fachanwendungen. Mit einem Team von über 4.000 Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten deutschlandweit gewährleistet der Dienstleister sichere, effiziente und zukunftsorientierte IT-Lösungen, die die Arbeit der Bundesbehörden nachhaltig prägen und voranbringen.
Die Herausforderung
Der Kunde setzt das Identity and Access Management (IAM) System von ForgeRock ein, das eine eigene Benutzeroberfläche (UI) bereitstellt. Ziel dieser UI ist es, einen Self-Service für die Mitarbeiter zu bieten, damit sie eigenständig und effizient ihre Identitäts- und Zugriffsrechte verwalten können, wie zum Beispiel Passwortänderungen, Kontoanfragen oder die Verwaltung von Zugangsrechten.
Diese UI stellte jedoch eine wesentliche Herausforderung dar: Sie entsprach nicht den Anforderungen der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung (BITV), die für öffentliche Stellen in Deutschland verbindlich ist. Dies führte zu erheblichen Problemen, insbesondere für Menschen mit Behinderungen, wie Personen mit Seh- oder motorischen Einschränkungen, die die UI nur schwer bzw. überhaupt nicht bedienen konnten. Wichtige Funktionen, etwa die Navigation per Tastatur oder die Nutzung von Screenreadern, waren stark eingeschränkt. Dies beeinträchtigte nicht nur die Nutzererfahrung, sondern auch die Effizienz und Produktivität der betroffenen Mitarbeitenden erheblich.
Rund 10% der Endnutzer des Systems – das entspricht etwa 5000 Mitarbeitende – waren direkt von diesen Einschränkungen betroffen, was zu Frustration und möglichen Verzögerungen bei der Erledigung ihrer Aufgaben führte. Für den Kunden bedeutete dies nicht nur ein erhebliches Risiko in Bezug auf die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch einen Verlust an Produktivität und Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden. Da eine Optimierung der von ForgeRock gelieferten UI in Bezug auf die BITV-Vorgaben technisch nicht umsetzbar war, stand der Kunde vor der dringenden Aufgabe, eine alternative Lösung zu entwickeln, die sowohl die gesetzlichen Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllt als auch die volle Funktionalität des IAM-Systems aufrechterhält.
Die Lösung
Um die Anforderungen der Barrierefreiheit nach BITV-Standard zu erfüllen, entschied sich der Kunde für die Entwicklung einer eigenen Benutzeroberfläche (UI). Diese wurde mit modernen Technologien wie React und Tailwind realisiert, wodurch eine flexible und leistungsfähige Lösung geschaffen wurde. Ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung war die Nutzung einer Web Components Library, die speziell für barrierefreie Anwendungen optimiert ist. Diese Library ermöglichte es, die vollständige Kompatibilität mit den BITV-Vorgaben sicherzustellen und gleichzeitig die nahtlose Integration mit dem ForgeRock IAM-System zu gewährleisten.
Darüber hinaus wurde die Anwendung so generisch entwickelt, dass zukünftige neue Features und Funktionen von ForgeRock problemlos in die UI integriert werden können, wodurch eine langfristige Erweiterbarkeit der Lösung gewährleistet ist.
Technologien:
Frontend:
- React
- Jest
- Tailwind / unoCSS
- Web Components Libary
Backend:
- ForgeRock IAM
Infrastruktur:
- nginx
- Docker
Projektdauer und Zusammenarbeit
Das Projekt erstreckte sich über einen Zeitraum von 12 Monaten, in denen eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Kunden und unserem Entwicklungsteam stattfand. Das Team setzte sich aus Expert:innen beider Seiten zusammen: IT-Spezialist:innen des Kunden, die fundierte Kenntnisse der internen Abläufe und Anforderungen einbrachten, und unserem Entwicklungsteam, das die technische Umsetzung und Integration der barrierefreien Lösung übernahm. Durch regelmäßige Workshops und Feedbackschleifen wurde sichergestellt, dass alle Bedürfnisse und Anforderungen des Kunden in die Lösung einflossen.
Besondere Herausforderungen bestanden im Projektmanagement vor allem darin, die Komplexität der bestehenden IT-Infrastruktur mit den neuen Anforderungen an Barrierefreiheit in Einklang zu bringen. Auch die Synchronisierung der verschiedenen Teams an unterschiedlichen Standorten und die Abstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben erwiesen sich als anspruchsvoll. Dank agiler Arbeitsmethoden, einer klaren Kommunikation und einem flexiblen Vorgehen konnten jedoch alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert und das Projekt innerhalb des Zeit- und Budgetrahmens abgeschlossen werden.
Das Ergebnis
Durch die Implementierung der neuen barrierefreien Benutzeroberfläche konnte der Kunde nicht nur die gesetzlichen Anforderungen der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung (BITV) vollständig erfüllen, sondern auch die Nutzererfahrung erheblich verbessern. Insbesondere für die 50.000 Mitarbeitenden mit besonderen Anforderungen wurde die Bedienung des Systems signifikant erleichtert. Funktionen wie die Navigation per Tastatur, die Unterstützung von Screenreadern und die einfache Verwaltung von Zugriffsrechten stehen nun barrierefrei zur Verfügung.
Die Einführung der neuen UI führte zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz und Produktivität, da alle Mitarbeitenden das IAM-System eigenständig und ohne Einschränkungen nutzen können. Darüber hinaus wurde die Lösung so flexibel entwickelt, dass künftige Anforderungen oder Anpassungen schnell und unkompliziert implementiert werden können. Der Kunde konnte somit nicht nur die gesetzliche Konformität sicherstellen, sondern auch eine nachhaltige und zukunftssichere Lösung schaffen, die die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden maßgeblich verbessert.