Datum

17.01.2025

Dieser Beitrag wurde verfasst von:

Marius Korte

Lesezeit: 6 Minuten
 

Warum Barrierefreiheit auch Unternehmen ohne IT-Abteilung betrifft


Die Digitalisierung schreitet rasant voran und hat inzwischen nahezu alle Lebensbereiche erfasst. Für Unternehmen jeder Größe und Branche bedeutet dies, dass die eigene Online-Präsenz nicht nur optisch ansprechend und technisch auf dem neuesten Stand, sondern auch für eine möglichst breite Nutzergruppe zugänglich sein sollte. Allerdings wird bei vielen Unternehmen die Frage der digitalen Barrierefreiheit oft als eine technische oder rechtliche Nebensache abgetan. Dabei muss es sich hierbei nicht um eine zusätzliche Hürde handeln, sondern kann einen echten Wettbewerbsvorteil darstellen. Warum Barrierefreiheit auch ohne IT-Kompetenz wichtig ist, erfahren Sie hier.

Was bedeutet barrierefreies Webdesign?

Barrierefreies Webdesign bezieht sich auf die Gestaltung und Entwicklung von Webseiten, die für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Behinderungen, wie etwa Seh- oder Hörbeeinträchtigungen, motorischen Einschränkungen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Barrierefreiheit bedeutet jedoch nicht nur, dass eine Seite für diese Nutzergruppen zugänglich ist, sondern auch, dass sie eine benutzerfreundliche und inklusive Nutzererfahrung bietet – unabhängig von den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Benutzer.

Barrierefreie Webseiten zeichnen sich durch verschiedene Kriterien aus: Gut strukturierte Inhalte bedeuten z. B., dass Überschriften in logischer Reihenfolge (H1, H2, H3) genutzt werden. Alt-Texte beschreiben den Inhalt von Bildern, sodass Screenreader diese Informationen vorlesen können. Tastaturzugänglichkeit ermöglicht Nutzern mit motorischen Einschränkungen, Webseiten ohne eine Maus zu bedienen.
Die genauen Anforderungen an barrierefreies Webdesign werden durch die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definiert, welche international als Standards anerkannt werden.

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz: Eine rechtliche Verpflichtung

In Deutschland verpflichtet die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) schon jetzt öffentliche Stelle dazu, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Das im Juni 2025 in Kraft tretende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) nimmt zusätzlich auch bestimmte private Unternehmen in diese Pflicht. Dazu gehören Websites, Apps und andere digitale Dienste. Durch die zugrundeliegende EU-Richtlinie gelten diese Regelungen für den gesamten EU-Raum. Auch wenn Ausnahmen für kleinere Unternehmen gelten, bietet Barrierefreiheit nicht nur Schutz vor rechtlichen Konsequenzen, sondern auch die Chance, neue Zielgruppen zu erreichen und gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen.

Anbieter digitaler Inhalte müssen infolgedessen sicherstellen, dass ihre Webseiten und Apps die Anforderungen an die Barrierefreiheit erfüllen. Das bedeutet konkret, dass die Seite so gestaltet werden muss, dass Menschen mit Einschränkungen sie problemlos nutzen können. Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, drohen rechtliche Konsequenzen, wie etwa Bußgelder oder Schadensersatzforderungen von betroffenen Nutzern.

Obwohl gerade für kleinere Unternehmen noch Ausnahmen gelten, kann die Implementierung von Barrierefreiheit auch für diese Unternehmen von Vorteil sein.

Barrierefreiheit und Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Ein weiterer Vorteil barrierefreier Webseiten, der häufig übersehen wird, ist der positive Einfluss auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Wer in den Suchergebnissen von Google und anderen Suchmaschinen gut platziert sein möchte, muss mehr tun als nur qualitativ hochwertigen Inhalt zu bieten. Auch die technische Gestaltung der Webseite spielt eine entscheidende Rolle.

Barrierefreie Webseiten erfüllen viele technische Anforderungen, die auch für SEO entscheidend sind. Semantisches HTML, Alt-Texte und klare Strukturen verbessern nicht nur die Benutzerfreundlichkeit, sondern auch die Auffindbarkeit Ihrer Inhalte bei Google. Unternehmen profitieren also doppelt: von einer besseren Position in den Suchergebnissen und einer breiteren Nutzerbasis.

Auch wenn z.B. Google nicht offiziell die Barrierefreiheit von Webseiten in seinen Algorithmus einfließen lässt, bestehen dennoch Synergieeffekte. Webseiten, die für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind, entsprechen nicht nur den allgemeinen Anforderungen an Benutzerfreundlichkeit, sondern erzielen auch eine bessere Maschinenlesbarkeit. Die Webseite wird so für assistive Technologien wie Screenreader zugänglicher und gleichzeitig wird eine bessere Crawlbarkeit und Indexierbarkeit der Inhalte erreicht. Indem Sie also Ihre Webseite barrierefrei gestalten, können Sie nicht nur eine breitere Zielgruppe erreichen, sondern auch Ihre Position in den Suchergebnissen verbessern – ein klarer Vorteil für jedes Unternehmen.

Der erweiterte Nutzerkreis einer barrierefreien Webseite

Der größte Nutzen barrierefreier Webseiten liegt darin, unnötige Barrieren zu vermeiden und allen Nutzern einen uneingeschränkten Zugang zu ermöglichen. Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als eine Milliarde Menschen mit einer Behinderung – das entspricht etwa 15 % der Weltbevölkerung. Gemeinsam verfügen sie über eine geschätzte Kaufkraft von mehr als 6 Mrd. US-Dollar jährlich. Unternehmen, die ihre digitalen Angebote barrierefrei gestalten, öffnen sich damit einem bedeutenden und oft noch nicht ausreichend erschlossenen Markt.

Indem Anbieter ihre digitalen Angebote barrierefrei gestalten, öffnen sie sich für einen größeren und vielfältigeren Markt. Menschen mit Behinderungen sind eine wichtige und oft noch nicht ausreichend bediente Zielgruppe. Unternehmen, die barrierefreie Inhalte anbieten, signalisieren gesellschaftliche Verantwortung und setzen ein klares Zeichen für Inklusion. Diese Gruppe von Nutzern erwartet zunehmend, dass ihre Bedürfnisse in der digitalen Welt berücksichtigt werden – und Unternehmen, die diesen Erwartungen gerecht werden, können sich einen Wettbewerbsvorteil sichern. Eine zugängliche Webseite stärkt nicht nur das Vertrauen in das Unternehmen, sondern trägt auch zu einer positiven Wahrnehmung als innovativer und verantwortungsbewusster Anbieter bei.

Aber nicht nur Menschen mit Behinderungen stoßen auf Barrieren. In der realen Welt hat vermutlich jeder schon einmal erlebt, wie alltägliche äußere Umstände zu einer Barriere werden können – etwa bei starker Sonneneinstrahlung, die das Lesen auf einem Smartphone erschwert, oder wenn Untertitel fehlen, während ein Video in einer lauten Umgebung geschaut wird. Digitale Barrierefreiheit sorgt nicht nur dafür, dass Menschen mit Behinderungen Webseiten und Apps nutzen können, sondern verbessert auch die allgemeine Benutzererfahrung. Hohe Kontraste, gut lesbare Schriftgrößen oder Untertitel sind nur einige Beispiele, von denen alle Nutzer profitieren können.

Ein barrierefreies Webdesign signalisiert außerdem gesellschaftliche Verantwortung und schafft Vertrauen in ein Unternehmen. Wenn Menschen merken, dass ein Anbieter auf ihre Bedürfnisse eingeht und barrierefreie Lösungen bietet, stärkt das nicht nur die Bindung dieser Zielgruppe, sondern sorgt auch für langfristige Kundenzufriedenheit. Unternehmen profitieren dabei von einer breiteren Nutzerbasis, die sich durch erhöhte Reichweite und verbesserte Marktpräsenz in Wachstum und Erfolg niederschlägt.

Experten für Barrierefreiheit: Warum es sich lohnt, auf professionelle Unterstützung zu setzen

Auch wenn die Grundprinzipien der Barrierefreiheit einfach erscheinen mögen, ist deren Umsetzung in der Praxis oft komplex. Es geht nicht nur um die richtige Gestaltung, sondern auch um eine korrekte technische Realisierung und die Auswahl geeigneter Werkzeuge und Technologien. Eine unsachgemäß umgesetzte Barrierefreiheit kann sogar zu einer schlechteren Nutzererfahrung führen – etwa, wenn ARIA-Rollen oder Navigationsstrukturen falsch verwendet werden und assistive Technologien dadurch verwirrt werden.

Aus diesem Grund ist es ratsam, bei der Umsetzung von Barrierefreiheit auf erfahrene Experten zurückzugreifen, wenn diese Kompetenz nicht im eigenen Unternehmen vorhanden ist. Ein spezialisierter Dienstleister kennt die spezifischen Anforderungen und Standards wie die WCAG und weiß, worauf es bei der Gestaltung und Entwicklung barrierefreier Lösungen ankommt. Dies umfasst nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch die Schulung Ihrer Mitarbeitenden - sowohl in der IT als auch in anderen Fachbereichen, um so eine nachhaltige Barrierefreiheitsstrategie zu etablieren.

Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt. Regelmäßige Audits und die kontinuierliche Anpassung an neue Anforderungen und Technologien sind entscheidend, um langfristig konforme und benutzerfreundliche digitale Angebote zu gewährleisten. Professionelle Unterstützung hilft dabei, diesen Prozess effizient zu gestalten und sicherzustellen, dass die Angebote stets den aktuellen Barrierefreiheitsstandards entsprechen. So schaffen Sie nicht nur eine gesetzeskonforme Grundlage, sondern auch ein inklusives digitales Angebot, das Ihre Zielgruppe begeistert.
 

Fazit

Auch wenn IT nicht die Kernkompetenz eines Unternehmens ist, betrifft das Thema Barrierefreiheit sein Geschäft auf vielfältige Weise. Es geht nicht nur darum, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch darum, einen größeren und vielfältigeren Nutzerkreis anzusprechen, die Nutzererfahrung zu verbessern und die SEO-Performance der Angebote zu optimieren. Barrierefreiheit ist so nicht nur eine gesellschaftliche Verantwortung, sondern auch eine unternehmerische Chance.

Die Umsetzung von Barrierefreiheit erfordert technisches Know-how und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine unsachgemäße Umsetzung kann die Benutzerfreundlichkeit sogar beeinträchtigen und dazu führen, dass gesetzliche Anforderungen dennoch nicht erfüllt werden. Deshalb ist es wichtig, mit erfahrenen Experten zusammenzuarbeiten, die die Anforderungen der WCAG, BITV und anderer Standards genau kennen und individuell auf die Bedürfnisse Ihres Unternehmens eingehen können.

Mit professioneller Unterstützung wird Barrierefreiheit nicht zur Hürde, sondern zu einem echten Mehrwert für Ihr Unternehmen. Sie schaffen nicht nur eine solide Grundlage für gesetzliche Konformität, sondern stärken auch Ihre Position im Wettbewerb und erschließen neue Zielgruppen. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre digitalen Angebote zugänglich und inklusiv zu gestalten – ein Gewinn für alle Beteiligten.

Blogautor

Marius Korte
SoftwareentwicklerARS Computer und Consulting GmbHKontakt
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